Samstag, 24. Oktober 2009

So viele Wildcards, so viele Fehler

Ich habe mir heute die Österreicher in der Qualifikation zu Gemüte geführt: Nicolas Reissig, Alexander Peya und Oliver Marach. Ich möchte zunächst mit dem Positiven des Tages beginnen: Der Baron (Peya) zeigte anspruchsvolles Tennis, ich würde sogar soweit gehen zu sagen, es war die beste Partie die ich je von ihm gesehen habe. Gute Grundschläge (ja, auch die Rückhand), ein starker Aufschlag und vor allem überragendes Netzspiel ließen die gut gefüllte Halle des Öfteren jubeln. Lediglich die Beinarbeit - die aber nie zu den Stärken des Wieners zählte - ließ zu wünschen übrig. Leider (aus österreichischer Sicht) präsentierte sich Top 100-Spieler Falla in viel besserer Form als 2008 (auch an 1 in der Quali gesetzt), als er von Bohdan Ulihrach mit 6-2 6-0 in Qualirunde 1 vom Platz gefegt wurde. Der Columbianer spielte heute vor allem in Satz 3 groß auf, setzte Peya permanent unter Druck und ließ Österreichs Nummer 5 in der Entscheidung nur ein Game.

Davor hatte Nico Reissig immerhin 8 Games gegen Dominik Hrbaty gemacht. Der aktuell beste Südstadt-Kaderspieler überzeugte mit seinem Service, mit dem selbst die ehemalige Nummer 12 der Welt oft wenig anzufangen wusste. Wenig überzeugend war hingegen die Rückhand des 20-jährigen Salzburgers, der - ohne Übertreibung - jeden dritten Ball auf seiner - sagen wir zweitbesten Seite - mit dem Rahmen traf und die Filzkugeln entsprechend unkontrolliert in der Halle verteilte. Auch anzumerken ist, dass die schmeichelhaften 84 Kilogramm bei 1,85m Körpergröße im ATP-Profil wohl schon länger nicht ganz die Tatsachen widerspiegeln. Offenbar schwänzt der junge Herr das von Sportdirektor Schaller angepriesene Konditionstraining in der Südstadt erfolgreich ...

Die Vorstellung von ATP-Nummer 681 Oliver Marach konnte selbst ich als ausgewiesener Tennisfreak nicht bis zum Ende verfolgen. Zu chancenlos war unser derzeit bestplatzierter Doppelspieler gegen den Sandplatzspezialisten aus Rumänien. Und im Falle Ungurs trifft es das Wort Sandplatzspezialist punktgenau. Es war erst das zweite Match von Ungur auf einem anderen Belag als Sand seit über einem Jahr; und es war der erste Sieg, den er abseits seines Lieblingsuntergrunds einfahren konnte seit August 2008. Marach war langsam, planlos und viel zu unkonstant. Sein Gegner konnte sich damit begnügen, die Bälle in mäßigem Tempo zu verteilen und auf die unerzwungenen Fehler von Marach zu warten. Und das tat er auch!

Doch warum durften gerade diese drei Herren in der Stadthalle einlaufen? Der Veranstalter hatte sie mit Wildcards bedacht! Peya ist als Nummer 5 Österreichs (die Top 4 stehen schon im Hauptbewerb) logischer Anwärter auf eine solche. Doch Rainer Eitzinger, Philipp Oswald und Martin Fischer, die allesamt bereits in der Stadthalle trainiert hatten und in der Rangliste über 300 Positionen vor Reissig und über 400 Plätze vor Marach stehen, wurden übergangen. Dabei waren die Westösterreicher (Eitzinger ist Tiroler, Fischer und Oswald Vorarlberger) bereits vor Ort und hatten schon einige Trainingseinheiten absolviert. Kurz vor Ende der Sign-In-Zeit fiel der Cut dann so dramatisch, dass man als Nummer 233 wohl nicht mehr zu den besten 13 (zuzüglich 3 Wildcards) Anwärtern zählte.

Es ist auch bemerkenswert, dass Daviscup-Traingspartner Andreas Haider-Maurer die letzte Hauptbewerbs-Wildcard in Wien bekommt, obwohl er eine Woche zuvor bei einem Challenger gerade mal 3 Games gegen Martin Fischer gemacht hat, welcher wiederum gegen Alex Peya in zwei knappen Sätzen verlor. Wenn der ÖTV-Sportdirektor da nicht ein Wörtchen bei der Vergabe der wilden Karten mitgeredet hat, würde es mich sehr wundern. Auf mich wirkt das wie eine Trotzreaktion von Herrn Schaller, der den Jungprofis das Leben abseits des ÖTV so schwer wie möglich machen möchte. Denn einem - zugegeben: talentierten, aber noch nicht reifen - Reissig oder einem Single-unerfahrenen Marach kann kein Tenniskenner eine erfolgreiche Qualifikation bei einem ATP-Turnier zutrauen!

Ich hätte die Wildcards wohl anders vergeben ...

Ich bin Unbreakbar

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