Freitag, 31. Dezember 2010

Verspekuliert mit der Tennis-Aktie Hofmanova

Viele Storys gibt es im heimischen Tennis aktuell nicht. Eigentlich ist auch Niki Hofmanova keine. Aber immer gegen Jahresende ruft sie das Abschluss-Meeting des Projekts "Niki Hofmanova - ein Versprechen für die Zukunft" der Tennisöffentlichkeit ins Gedächtnis. Vor ziemlich genau einem Jahr rechnete ich vor, dass Hofmanova ab 2010 über fünf Jahre in den Top 40 sein müsste, um den Investoren einen Gewinn zu bescheren. Über 200 Positionen dahinter (aktuell Platz 245) rangiert die 19-Jährige jedoch. Man kann hier also von einem gebrochenen Versprechen sprechen!

Gelassen nimmt das Hofmanova, wie im tennisnet-Interview zu lesen ist: "Ich bin einfach noch nicht so weit, dass ich diese Investitionen in mich schon zurückzahlen kann. Ich brauche noch ein wenig Zeit." Immerhin traut sie sich zu, 2011 in die Top 100 vorzustoßen, wie im selben Interview zu lesen ist. Das Preisgeld würde dann etwa 115.000€ betragen. 2.300 Euro bekäme jeder Investor davon. Das würde einen Verlust von 9.700€ pro Nase nach dem zweiten Jahr der Auszahlungsphase bedeuten.

10 Investoren zahlten 6 Jahre jeweils 5.000€ ein - also insgesamt 30.000€ - und sollen nun 5 Jahre lang jeweils 2% der Gewinne von Hofmanova ausbezahlt bekommen.

"2010 wäre das erste Jahr der Auszahlungsphase des Projekts gewesen, jedoch ist die Bilanz mit etwa -5.000€ leicht negativ. Stefanits bot den Investoren an, ein weiteres Jahr einzuzahlen und die Auszahlungsphase damit um ein Jahr zu verlängern", ist auf ihrer Homepage zu lesen. Doch kann jemand ernsthaft daran glauben, dass dieselbe Niki Hofmanova, die 2010 bei 25 Turnierstarts 14 Erstrundenniederlagen einstecken musste, im nächsten Jahr 5 WTA-Turniere gewinnt? Das müsste sie nämlich, will sie die Gewinnzone für die Investoren kommen (WTA-Rang 40, wie ich im Vorjahr ausgerechnet habe). Selbst für die Top 100 bräuchte sie 6 Challenger-Siege oder ebenso viele WTA-Viertelfinali.

Hofmanova wird ihren Weg sicher gehen; allerdings nicht so früh, wie von den Investoren erhofft! In den Top 100 finden sich aktuell 6 Spielerinnen von Hofmanovas Jahrgang 1991, 13 in den Top 200. Nur 17 Spielerinnen ihres Jahrgangs liegen in der Weltrangliste vor der Wahl-Burgenländerin. Addiert man zu der Rechnung nun auch die jüngeren Jahrgänge (bis 1994) sind nur genau 30 Spielerinnen vor Hofmanova im WTA-Ranking zu finden.

Dass sich die Investoren das Modell vorab nicht durchgerechnet haben, liegt nahe. Man hätte sich in jedem Fall die WTA-Weltrangliste anschauen sollen, um die Altersaufteilung zu betrachten: Ganze 13 Spielerinnen in den Top 100 sind 20 Jahre oder jünger, 5 der Top 50. Zu diesem Kreis hätte Hofmanova zählen müssen! Die Annahme, dass sie heuer bereits Geld einspielen könnte, war seit jeher äußerst optimistisch, ich sage gar unrealistisch. Vielleicht sind die Investoren auch Typen wie Wolfgang Thiem, für den 5.000€ ja nicht einmal zum Naseputzen reichen. Fakt ist jedenfalls: Das System ist gut für die Spielerin, aber schlecht für die Investoren!

Fair wäre beispielsweise, wenn man die Geldgeber 5 Jahre lang am Gewinn der lukrativsten 10 Jahre beteiligt hätte. Oder wenn man zumindest für jedes Verlustjahr (wie 2010), ein weiteres Gewinnjahr anhängen würde. Aber anzubieten, nun noch ein Jahr einzuzahlen (insgesamt sind das 7 Jahre), um dann 5 Jahre am möglichen Gewinn beteiligt zu sein, grenzt an Verhöhnung!

Um Barbara Haas gibt es nun dasselbe Investorenmodell. Auch unter der Annahme, dass Haas besser als Hofmanova wird, ist die Vorgabe mit 19 zumindest in den Top 100 der WTA zu stehen, äußerst ambitioniert. Wünschen wir es uns für Haas, die Investoren (die anders als Wolfgang Thiem auch "kleinere Beträge" schätzen) und das österreichische Tennis!

Ich bin Unbreakbar

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