Montag, 31. Oktober 2011

Stadthallen-Turnier 2011: Viel Gutes, etwas Peinliches und der schlechteste DJ

Ob die ersten Erste Bank Open in der Wiener Stadthalle auch die letzten waren, ist noch nicht entschieden. Der Hauptsponsor ziert sich. Neben Turnierdirektor Straka und den Top-Spielern (erstmals seit 1977 waren in Wien in Einzel und Doppel die Top-Gesetzten im Endspiel), gaben auch die Fans ihr Bestes. Bis auf Montag (extrem schwacher Spielplan) und den Finalsonntag war die Halle stets gut gefüllt. Etwa 50.000 Zuschauer dürften in der Woche da gewesen sein. Und das obwohl die Österreicher mit insgesamt 3 Matchsiegen hinter den Erwartungen blieben: Thiem gegen Muster, Melzer gegen Garcia-Lopez und Marach im Doppel. Taktisch agierte man sehr schlau, bis zum Freitag gab es Matches mit heimischer Beteiligung: Haider-Maurer am Montag, Muster am Dienstag. Für Melzers Mittwochs-Match am Nationalfeiertag hatten die meisten wohl schon ihre Tickets, als es auf Donnerstag verschoben wurde. Im Viertelfinale am Freitag war dann für Melzer Schluss. Möglich, dass 2010 insgesamt mehr Leute in die Halle gekommen waren; 2011 verbrachten die Zuschauer aber sicher mehr Zeit am Centrecourt.

Vielleicht blieb man auch wegen der Cheerleader-Truppe eines Sponsors da, die die ganze Turnierwoche lang eifrig Pompons und Brüste zu den immer gleichen Liedern schüttelte.

Doch wie auch immer das Publikum in die Halle gelockt wurde, selbst bei späten Doppel-Duellen blieben zahlreiche Fans auf ihren Plätzen und feuerten die Akteure lautstark an. Im Doppel Mirny/Nestor - Del Potro/Stepanek am Samstag avancierte letztgenannter zum Publikumsliebling, der die Fans und seinen Partner mitriss. Tanzeinlagen, großartige Bälle und diverse Show-und Gesangseinlagen begeisterten. Warum das unvergleichlich starke Doppel-Feld im Vorfeld des Turniers aber nicht besser vermarktet wurde, ist mir schleierhaft.

Ebenso schleierhaft ist mir auch die wiederholte Fehlbesetzung des DJ-Teams. Aus einem reichen Repertoir von 10 Liedern wählte Ralph Hamburger (Bild) dann doch immer dieselben 5. Das Publikum klatschte zwar brav nach der Aufforderung seine Hände in die Höhe zu strecken (Put your hands up in die air, ...); anhören wollte sich das Lied nach dieser Woche aber keiner mehr. Hier sollte auf jeden Fall eine Veränderung angedacht werden!

Und wenn ich schon beim Negativen bin: Die Verabschiedung von Thomas Muster war ihm wirklich unwürdig; einfach peinlich. Der neue Platzsprecher Ferry Ptacek, der Urgestein Geri Berger zum Teil ersetzte, hat es einfach nicht drauf! Die engagierte sportshow Entertainment- & Veranstaltungsagentur (Stellte DJs und Moderatoren) ist wohl nicht die Idealbesetzung. Eine schlecht gemachte Videobotschaft von (dem stark übergewichtigen) Yevgeny Kafelnikov und ein paar verwirrende Worte von Goran Ivanišević wurden von der angeblich ersten Welle in der Wiener Stadthalle "getoppt". Ging die Welle beim Muster-Match gegen Haider-Maurer 2010 nicht schon durch die Halle!?

Meine Turnierbilanz ist aber eindeutig positiv: Die Top-Spieler kamen nicht nur um abzukassieren nach Wien. Del Potro, Tsonga und den Bryan-Brüdern dürfte das Wiener Publikum dank der Unterstützung in positiver Erinnerung bleiben. Die fröhliche Stimmung in der Halle (möglicherweise dank der vielen verteilten Schokoladenkugeln eines Sponsors) möchte ich hier auch erwähnen. Man freute sich vielleicht auch über vertretbare Ticketpreise - die günstigste Kategorie kostete maximal 25€.

Ein Tipp für die Zukunft
Eine Änderung würde ich noch gerne anregen: Warum macht man nur einen Kids-Day, statt die ganze Woche lang gratis-Eintritt für Kinder und Jugendliche zu gewähren? Gerade die Jugend sollte fürs Tennis begeistert werden. Das gelingt jedoch nicht mit Gratis-Eintritt für verhältnismäßig uninteressante Partien von verhältnismäßig unbekannten Spielern. Stattdessen könnte man ein paar Guides für die Kids engagieren, die sie in der Halle herumführen, mit ihnen Transparente gestalten, sie mit Facts zu den Spielen versorgen und so zu Tennisfans der Zukunft machen!

Ich bin Unbreakbar

1 Kommentar:

  1. Für die Videobotschaft hätte ich mir auch einen noch populäreren Namen gewünscht. Ob derjenige jetzt übergewichtig ist oder nicht, ist meiner Ansicht nach wurscht!!

    Insgesamt fand ich die Verabschiedung am Sonntag aber schon gut! Jedenfalls ist mir wie auch am Dienstag die Ganslhaut aufgegangen. Auch das Video mit Musters Highlights fand ich gut.

    Den Moderator Ptacek fand ich auch nicht gut, unter anderem auch deswegen, weil Geri Berger das schon lange hervorragend macht! Herwig Straka wird sich auch überlegen, ob er wieder einen Moderator einstellt, der ihn "Straktor" nennt...:)

    Den Kids-Day würde ich mir auch schon länger an einem anderen Tag wünschen oder zumindest noch zusätzlich an einem anderen. Wenn die Kinder am Montag in eine wenig stimmungsvolle Halle kommen, ist das keine gute Werbung! Daher hab ich vor einigen Jahren auch damit aufgehört mit meinen Tenniskindern in die Stadthalle zu fahren.

    Alles in allem finde ich das Turnier auch gut gelungen! Lindt als Sponsor ist wirklich positiv aufgefallen. Das einzige, was mich wirklich gestört hat, war die Täuschungstaktik der Veranstalter: gewollt oder ungewollt sei dahin gestellt. Vor dem Turnier sprach Straka von fünf Spielern, die er nur anzurufen brauche, und dann kam gar keiner. Auch wenn dadurch vielleicht einige Karten mehr vorverkauft wurden, ist der Schaden bei der Glaubwürdigkeit denke ich größer!

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