Montag, 21. Mai 2012

Die österreichischen Tennis-Medien, Teil 1

Wer berichtet wie über das österreichische Tennis? Ich möchte mich heute mit den heimischen Tennis-Medien befassen. Zunächst will ich den Status Quo definieren, in meinem nächsten Eintrag werde ich dann Verbesserungsvorschläge präsentieren. 

Das wichtigste Medium unserer Zeit scheint noch immer das Fernsehen zu sein. Und sei es nur, weil man damit auch unmotivierte "Zapper" teils einfängt. Mit dem Spartensender
ORF Sport + hat der Österreichische Rundfunk auch eine ansprechende Tennis-Berichterstattung eingeführt. Neben den nationalen ATP- und WTA-Turnieren, wird live von ATP-500 und ATP-1000-Turnieren berichtet. Das kongeniale Moderatoren-Duo Alex Antonitsch und Andi Du-Rieux kommentiert zumeist zumindest die Finalspiele der großen ATP-Events und diskutiert derweil live auf Facebook mit Fans und Fanatikern. Andi und Alex haben nicht nur die gleichen Vornamen wie das Slapstick-Koch-Duo des ORF Andi Wojta und Alex Fankhauser, sie zeichnen sich auch durch vergleichbar witzige Wuchtln und ähnlich wertvolle Anekdoten aus. Man würde ja mehr zeigen, wenn sich ein Österreicher (Jürgen Melzer) anschicken könnte, öfter Mal ein paar Runden zu gewinnen. Von der Vorstellung, dass Tamira Paszek jemals live im TV zu sehen sein wird, hat man in dieser Saison (Einzelbilanz 1:12, Stand 20. Mai) wohl Abstand genommen. Auch witzig, jedoch unfreiwillig, sind Moderationsauftritte von Stefan Koubek (der übrigens die Saisonvorbereitung mit Tamira Paszek absolvierte). 

Alex Antonitsch und Andi Du-Rieux bieten den idealen Übergang zu einem weiteren wichtigen österreichischen Tennismedium:
tennisnet.com. Ersterer ist Herausgeber und oberster Fürsprecher des Mediums bei erwähnten TV-Übertragungen, letzterer ist der umtriebigste Videoblogger der Plattform. Die Dauerverweise auf die Facebook-Fansite der Plattform sind unter den Zuschauern als Runnig Gag gleichsam bekannt und beliebt. Doch neben dem Forum in der seit kurzem börsennotierten Social-Media-Plattform, hat natürlich auch die Seite selbst Bedeutung. tennisnet.com trägt akribisch Ergebnisse - selbst der zweiten und dritten Garde der heimischen Spielerinnen und Spieler - zusammen und bereitet sie mehr oder weniger spannend auf. Man schafft in jedem Fall eine Plattform für die Linzers, Raths, Hofmanovas oder Rottmanns, die sonst freilich keinerlei mediale Aufmerksamkeit genießen würden. Auch widmet man sich der Jugend ausgiebig, ebenso kommt die nationale Szene zu Wort (und teilweise Bild). Heimische und internationale Stars und Insider geben in ihren Blogs interessante Einsichten, aufschlussreiche Interviews gibt es auch ab und an. 

Auch der Österreichische Tennisverband berichtet auf
tennisaustria.at über seine Spieler online. Das seit - ich glaube über einem Jahrzehnt - unveränderte Page-Layout lädt nicht zum Verweilen ein; die "Erfolge" der Österreicher werden aber immerhin regelmäßig textlich aufbereitet. Auch erfährt man, wo wer gerade spielt wenn man am Wochenbeginn auf die Seite schaut. Wie veraltet und schwer auffindbar die allgemeinen Infos sind, war ja bei mir schon öfters Thema. Der Verband hat aber immerhin seine Hausaufgaben im Bereich Social Media gemacht: Youtube, Facebook und auch Twitter werden von der Agentur Trii betreut, Rene Enzinger (ich glaube Sohn von Davis-Cup-Bespanner Erwin Enzinger) ist einer von drei Partnern die dem Verband seit einiger Zeit ein modernes Image im Web verpassen. 
Wer gerne Bilder anschaut, ist auf Sportnet.at richtig. Viel mehr als die, sowie die APA-Berichte findet man dort jedoch in der Tennisrubrik nicht. Laola1.at bereitet die Tennisnews übersichtlich auf - das größte Plus der Seite auf deren Meldungen auch der Tennisverband zurückgreift. Es gibt ab und zu (wenig überraschende) Interviews, aktuelle Bilder und auch Diashows - vorwiegend von knapp bekleideten Tennisspielerinnen. 

Online-Tennisberichterstattung findet auch auf Websites der traditionellen Printmedien statt, jedoch nur reduziert. Die Tennisabteilung des
Kurier heißt Harald Ottawa. Sein Optimismus erhellt jedes auch noch so triste Ergebnis: "Erstrundensiege und vergebene Matchbälle sind nicht das wichtigste im Leben". Titel wie "Alles Roger" haben zeugen zwar nicht von Innovation, aber die Regelmäßigkeit seiner Einträge (etwa 3-4 pro Monat) bringt dem Kurier eine Erwähnung von mir. 
Zumeist nicht kritisch hinterfragt, dafür aber umso übersichtlicher ist die Tennis-Berichterstattung beim Standard. Die meistbesuchte österreichische News-Website berichtet über alle großen Turniere anständig und hat eine leicht auffindbare Tennisrubrik. Zwar wird meist nur die APA zitiert, doch das Forum bietet erheblichen Unterhaltungswert: "geiler Satz, Kompliment dem APA-Praktikanten, oder wars der Prüller Heinzi?" Journalisten-Kommentare gibt es nur spärlich und dann meist etwas boshaft und vor Pessimismus und Sarkasmus triefend von Christian Hackl. Die Meldung zum Abschied von Thomas Muster blieb mir aber zum Beispiel in Erinnerung. 
Regional relevante Tennis-News bereiten die Kleine Zeitung und die NÖN auf; teilweise Oberösterreichische Nachrichten, Salzburger Nachrichten und BVZ. Zumeist wird hier aber eines der oben bereits erwähnten Medien zitiert.
Immer wieder findet man lesenswerte Interviews auf Sport10.at der Styria Multi Media AG. Thomas Haider tratscht offen mit Jürgen Melzer, die interessantesten Infos gibt es dann aber in den Printmedien des Unternehmens: Sportmagazin oder Sportwoche - worin Tennis keinen Fixplatz hat. 
Den hat man hingegen im wieder aufgelegten österreichischen Tennismagazin Happy Tennis. Das von Lance Lumsden gegründete Blatt, das aus finanziellen Gründen eingestellt und unmittelbar danach als Tennis Sports unverändert weitergeführt wurde, hat dessen Sohn Marco Lumsden wiederbelebt. Es war "kein "Neustart" in dem Sinn, bekannter Magazin-Name, ansonsten alles neu: Neue Firma, kompletter Relaunch, neues Design, neue inhaltliche Schwerpunkte", erfuhr ich auf Mail-Anfrage von Kristina Brandstetter. 75.000 Stück hat man im April aufgelegt, 68.000 davon gingen an die ÖTV-Lizenzspieler, seit 18. April ist Ausgabe 2 erhältlich - auch wieder in diversen Trafiken. Chefredakteur Thomas Schweighofer stützt sich auf ein fähiges Team mit zahlreichen alten Bekannten der Vorgänger-Magazine. Ausgabe 1 machte Freude, wenn man sich vom bärtigen, shirtlosen Jürgen Melzer nicht vom Aufschlagen abhalten ließ.


Ich bin Unbreakbar
   

3 Kommentare:

  1. happy tennis ist leider eine große enttäuschung. sehr oberflächlig, sehr ungenau, sehr langweilig.

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  2. Werter Unbreakbar!
    Hab mir jetzt der Einfachheit halber nur die vergangenen 12 Sportmagazin-ausgaben rausgesucht und in jeder bis auf jene im Februar 2012 eine zumindest dreiseitige Tennisstory gefunden. Speziell in den letzten Monaten konnten wir zudem Interviews mit Federer, Tsonga, Leconte, Schett, Muster und natürlich auch Melzer realisieren. Für die im kommenden September erscheinende Ausgabe ist außerdem unsere schon traditionelle Tennissonderstrecke in Arbeit. Insofern meine ich nun, dass Tennis bei uns durchaus einen Fixplatz hat, ja sogar, dass nur ganz wenige Medien im Land mehr über Tennis bringen. Ansonsten teile ich über weite Strecken Deine Beobachtungen und wünsche weiterhin viel Erfolg mit Deinem Blog.
    Beste Grüße von Fritz Hutter, Chefredakteur Sportmagazin

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    1. PS: den geschätzten Kollegen Haider ordnen Sie gern dem Sportmagazin zu, dieser wirkt allerdings für unsere wöchentliche Schwester Sportwoche.
      MfG
      Fritz Hutter

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