Mittwoch, 25. April 2012

Sechs Grundregeln zur Turnierplanung

Zuletzt habe ich ja angekündigt, einen Leitfaden für die Turnierplanung zu erstellen. Immer wieder lesen wir von teuren Turnierreisen; die vom ÖTV betreuten Spielerinnen Anna Maria Heil und Karoline Kurz waren ja zuletzt mehrere Wochen in Indien unterwegs, wo bei drei Turnieren gerade ein WTA-Punkt für Kurz herausschaute. Warum Gerald Melzer lieber in Brasilien Futures spielt, als in Italien, erschließt sich mir auch nicht. Wer sich an meine Regeln hält, benötigt sicher weniger finanzielle Ressourcen, als der Durchschnitts-(Jung)-Profi aus Österreich.

So geht's 
Der Turnierplan ist eine heikle Angelegenheit, denn es gibt zahlreiche Variablen die eine Pauschalierung erschweren: Eine Spielerin hat mehr Geld zur Verfügung als andere. Ein Spieler tut sich auf Sand schwerer und spielt daher lieber auf schnelleren Belägen. Manchmal lassen sich Turnierreisen mit Verwandtenbesuchen oder günstigen Pauschalreisen kombinieren. Dennoch will ich den Versuch eines allgemeinen Leitfadens wagen. Auch finanziell gut aufgestellte Haushalte müssen sich für die Tenniskarriere der Nachwuchs-Spielerinnen und Spieler speziell in der Anfangsphase nicht in Unkosten stürzen. 

Grundregel 1: Daheim bleiben
Stark vereinfacht habe ich in dieser Grafik den von mir vorgeschlagenen Aktionsradius dargestellt, ausgehend von Zentral-Österreich. Jugend-Spieler bis zur Altersklasse U12 sollten sich im Regelfall fast ausschließlich im innersten Kreis bewegen. Eine Grazerin sollte beispielsweise nicht weiter als bis Wien fahren um ein Turnier zu spielen. Weite Turnierreisen sind unnötig. Wenn man seine Altersklasse in der Region dominiert, tritt man einfach in einer höheren an. Ein Turnier sollte gerade für Kinder immer etwas besonderes sein. Das ist bei Kids mit übermotivierten Eltern, die ihre Sprösslinge Woche für Woche quer durch Österreich scheuchen, sicher nicht der Fall. 

Grundregel 2: Mit lokalen Größen messen
Auch Jugend-Spielerinnen und Spieler bis U16 sollten sich vorwiegend auf nationaler Ebene bewegen. Hobby-Turniere, sowie nationale Damen- oder Herrenturniere bieten sich zum Vergleich mit erfahrenen Spielern an. Routiniers wie Daniela Kix oder Stefan Hirn wollen erst einmal bezwungen werden. Das fällt den meisten U18-Spielern noch schwer. Natürlich ist es legitim, einige Tennis-Europe- oder ITF-Turniere zu bestreiten - in Österreich oder in der näheren Umgebung. Schweiz, Deutschland, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Slowenien, Kroatien - weiter muss man in dieser Phase in der Regel nicht fahren. 

Grundregel 3: Keine billigen Punkte am Beginn
Wenn man mit 16 oder 17 zur nationalen Elite in der allgemeinen Klasse gehört, muss man aus Mangel an Konkurrenz auf ganz Europa ausweichen. In diesem Alter sollte der Einstieg in die WTA- bzw. ATP-Weltrangliste erfolgen - mit Punkten, die man in seiner näheren Umgebung geholt hat. Wenn man nicht gut genug ist, um in seiner Umgebung zu punkten, ist man wohl auch nicht gut genug um sich international durchzusetzen. Man trainiert also vorwiegend national (oder etwa in Kreis zwei) weiter und versucht sich durch Preisgeldturniere auf Future-Niveau zu steigern. 

Grundregel 4: Weiter Preisgeldturniere spielen
Selbst wenn man als Profi erfolgreich ist, finde ich eine nationale Standortbestimmung absolut sinnvoll. Der inzwischen gesperrte Daniel Köllerer machte es vor - er bestritt auch als Top-100-Mann ÖTV-Turniere. Auch ein Abstecher zu lokalen Preisgeldturnieren (in anderen Ländern) wenn man bei Profi-Events bereits gescheitert ist, sollte eingeplant werden - und wenn nur, um sich mal wieder mit widrigen Verhältnissen herumzuplagen. Damit man das Privileg Tennisprofi zu sein wieder zu schätzen weiß. Zumindest bei Staatsmeisterschaften und großen Preisgeldturnieren sollte man sich weiterhin mit der nationalen Elite messen. Und wenn das alle Profis tun, werden die Turniere automatisch aufgewertet und dadurch interessanter für Fans und Medien. 

Grundregel 5: Wer gut ist, setzt sich auf allen Belägen durch
Die Belagswahl spielt für viele Athleten auch eine Rolle. Das Musterbeispiel für Sandplatz-Flüchtlinge sind unsere Nikis: Moser und Hofmanova. Dabei hat sich das bei den beiden im letzten Jahr geändert: Nikolaus bestritt 2010 gerade ein Sandplatzturnier, 2011 sogar etwa gleich viele wie auf anderen Belägen. Nikola spielte 2010 drei Mal auf Sand, 2011 dann aber etwa ein drittel ihrer Turniere. Die Angst, sich auf schwächeren Belägen nicht durchsetzen zu können, sollte keine Rolle spielen - will man in die Weltspitze, muss man heutzutage auf allen Belägen bestehen können. Einzig die Rasen-Saison kann man vielleicht umgehen. Gerade für europäische Spieler ist der Sandplatz aber unausweichlich - auch weil Liga-Matches (nicht nur in Österreich und Deutschland) auf diesem Belag ausgetragen werden und die Liga-Engagements erheblich zum Einkommen eines Tennisprofis beitragen. 

Grundregel 6: Bereit sein, das Level zumindest kurzfristig zu senken
Als letzte Regel möchte ich folgende nennen: Man sollte sich nicht zu gut sein, das Turnierlevel auch wieder zu senken. Wenn es auf ATP-Niveau nicht läuft, oder nach einer Verletzung sollte man auf Challenger-Ebene Selbstvertrauen und Punkte sammeln. Andreas Haider-Maurer verabsäumte das 2011. Man kann ruhig von Challenger-Level auf Futures wechseln, wie das Melanie Klaffner oder Philipp Oswald vormachen. Oder man spielt wieder national statt auf Future-Niveau, wie Michael Eibl gerade. Es ist keine Schande "nach unten" zu spielen. 

Jetzt beginnt der Profisport
Wenn man sich dann seine Punkte erarbeitet hat und in der erweiterten Weltspitze angekommen ist, kann man ja die Welt bereisen und auch mehr Rücksicht auf die persönlichen Vorlieben nehmen. Im Normalfall verfügt man dann auch über das nötige Kapital, die eine oder andere weitere Reise anzutreten. 

Mit einer Randbemerkung will ich schließen: So eine Reise hat Niki Hofmanova jetzt angekündigt, sie will heuer in Japan spielen. Das hätte sie besser schon letztes Jahr getan! Damals hatte sie den Tripp abgesagt, auch keine andere Österreicherin hatte sich dorthin verirrt. Wohl aus Angst vor Verstrahlung. Die Atomunfälle sind uns vielleicht nicht mehr so in Erinnerung, aber radioaktive Strahlung verfliegt leider nicht in einem Jahr. Die Gesundheitliche Gefahr von einem ein-paar-wöchigen Aufenthalt ist sicher überschaubar, wäre es aber auch 2011 gewesen. 

Ich bin Unbreakbar

1 Kommentar:

  1. Auch meine Eltern haben mich durch ganz Österreich chauffiert damit ich ja viele Punkte hab. Die hatte ich dann auch. Aber leider keine Lust mehr aufs Tennis. Jetzt halt LLA statt Monte Carlo. Auch okay.

    AntwortenLöschen