Sonntag, 23. September 2012

Es geht nichts weiter

Am 23. September 2009 rief ich den österreichischen Tennisblog unbreakbar ins Leben. Gedacht als kritische Stimme der heimischen Tennisszene mit der zentralen Forderung: Gilbert Schaller, bitte zurücktreten!

2010 wurde angekündigt, dass Schaller Kompetenzen abgeben werde. Im Mai 2011 legte er dann das Amt des Davis-Cup-Kapitäns nieder, im September trat er auch als Sportdirektor zurück. Der damalige ÖTV-Präsident Ernst Wolner kündigte an, dass ihm Ronnie Leitgeb als Präsident ab März 2012 folgen werde; und, dass Clemens Trimmel der Wunschkandidat für den Posten des Davis-Cup-Kapitäns sei. Später wurde klar, dass Trimmel alle von Schaller zurückgelegten Agenden übernehmen sollte.

So gut sich das auch anhörte, barg die Besetzung Risiken: Der neue Präsident Leitgeb bündelt viele Funktionen in einer Person - neben dem Amt des obersten Repräsentanten des Verbandes ist er gleichzeitig Manager von Österreichs Top-Spielern Jürgen Melzer und Tamira Paszek. Und er war Manager und Mentor des Neo-Sportdirektors und Davis-Cup-Kapitäns Clemens Trimmel. Der Verdacht, dass Trimmel nur als Marionette fungieren könnte, lag nahe.

Und der Verdacht hat sich erhärtet: In der Zeit seinem Amtsantritt Ende 2011 bis zum Antritt von Leitgeb im März 2012, passierte beim Verband nichts. Trimmel konnte sich als Davis-Cup-Kapitän profilieren, und mit dem Sieg Österreichs über unmotivierte Russen (die inzwischen schon in die Zweitklassigkeit abgerutscht sind), konnte Trimmel vom Wesentlichen ablenken: Keine Konzepte wurden präsentiert, keine Meisterschaften besucht, für das heimische Tennis wurde nichts getan. Stattdessen engagierte der ÖTV die Agentur Trii (die unter anderem von Rene Enzinger, dem Sohn des Davis-Cup-Bespanners Erwin Enzinger betrieben wird), um den Verband besser im Social-Media-Bereich darzustellen. Das gelang auch. Nur trägt Trimmel nichts dazu bei. Er spielt ein paar Bälle und hält das elastische Band, das Tamira Paszek in dem relativ sinnfreien Video vor ihrer Olympia-Teilnahme zeigt, sonst sieht man ihn selten. Weder beim Training in der Südstadt, noch bei nationalen Meisterschaften, oder wichtigen Liga-Partien. Stattdessen besucht Trimmel die Grand-Slam-Turniere, sowie die Olympischen Spiele auf Steuerzahlerkosten, wo er länger gastiert als die heimischen Top-Stars.

Als Leitgeb dann sein Amt antrat, gab man als wichtigstes Ziel aus, die Trainer überprüfen zu wollen. Am 13. Oktober findet die erste offizielle Fortbildung für Trainer statt. Seit Mitte September sollte auf der Website des ÖTV zu lesen sein, wie es sich genau mit den künftigen Gold-, Silber- und Bronze-Lizenzen verhalten wird. Freilich findet man dazu noch nichts auf der Seite, die jetzt zwar in neuem Look, aber mit unverändert schlechter Menüführung und Befüllung auffällt.

Eine Bilanz nach gut einem Jahr mit Clemens Trimmel und einem halben Jahr mit Ronnie Leitgeb fiele vernichtend aus, daher verzichte ich an dieser Stelle darauf. Auch das APA-Interview mit Ronnie Leitgeb ist nichtssagend. Fakt ist, dass außer einem optischen Aufputz des Verbandes noch nichts passiert ist.

Im Vergleich zu 2009 hat sich etwas wesentlich verändert: Die Zahl der Tennismedien in Österreich ist um zwei verhältnismäßig große Player gestiegen: tennisnet.com und Happy Tennis hätten durch ihre Reichweite die Möglichkeit, Missstände aufzuzeigen und den Verband wachzurütteln. Doch leider ist man in beiden Medien auf Schmusekurs mit dem Verband. Kritische Berichterstattung ist auf erstgenannter Plattform gänzlich ausgestorben.

Sonnenschein-Berichte über die heile österreichische Tenniswelt sind mir aber nicht genug.

Ich bin Unbreakbar

     

2 Kommentare:

  1. danke für die kritische betrachtung der vorgänge im ÖTV. weiter so!

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  2. Dazu kommt noch, dass Jürgen Melzer einen Dauerast hat.

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