Freitag, 8. März 2013

Post vom Präsidenten – die Geheimnisse des ÖTV

Vor ziemlich genau einem Jahr fragte ich mich, wer denn eigentlich beim ÖTV trainiert. Diesem Thema widmete ich einen Blogeintrag. Es dauerte nicht lange bis der ÖTV via Facebook meine Fragen beantwortete und die aktuellen Trainer und dazugehörigen Schützlinge nannte; versehen mit dem Hinweis, dass der Verband freilich gerne Informationen dieser Art preisgibt. Nachdem geraume Zeit verstrichen war, in welcher die Tenniscommunity von diversen Abgängen hörte, schrieb ich dem ÖTV ein Mail und bat um Aufklärung:

Guten Tag, Frau Lichtblau!
Es freut mich, dass inzwischen die Förderkriterien auf der ÖTV-Seite zu finden sind. Auch finde ich äußerst positiv, dass man die vom Verband zertifizierten Trainer auf der Website findet. Was ich jedoch vermisse, ist eine Übersicht über die Verbands-Trainer in der Südstadt. Ich hoffte eine Übersicht unter dem Menüpunkt ÖLZS auf der Seite http://www.oetv.at/1007,,,2.html zu finden - der Link verweist allerdings auf ein relativ nichtssagendes PDF.

Seien Sie doch bitte so nett, mich aufzuklären welche Personen für den Verband als Trainer arbeiten und wenn Sie schon dabei sind, welche Spielerinnen und Spieler aktuell betreut werden.

Danke für Ihre Antwort, Horst Texter


Meine Überraschung war groß, als ich nur 3 Stunden danach folgende Antwort vom ÖTV-Präsidenten Ronnie Leitgeb höchstpersönlich bekam:

Hallo Herr Texter!

Ich nehme an nicht einmal Horst ist Ihr richtiger Name (hoffe nur dass es keine Verunglimpfung auf unseren Horsti Skoff ist – Gott habe ihn selig). Ist es Neid, Missgunst oder Respekt(?) bezüglich der Dinge die der ÖTV und auch ich (ja das behaupte ich mit vollem Stolz ) für den Tennissport geleistet haben, die Sie zu Ihren Bloggs bewegen? Mit kritischem Journalismus hat dies ja gar nichts zu tun.
Offen gesagt – Menschen die nur mit geschlossenem Visier aus dem verborgenen Schießen sollten eigentlich gar keine Aufmerksamkeit bekommen. So wird es Ihrem Blogg wohl ohnedies gehen.

Gerne möchte ich Ihnen aber professionell mitteilen, dass der ÖTV und auch ich nur Auskunft an Personen geben, die bei aller Kritik sich auch hinter dem Vorhang hervortrauen:

(Anmerkung: Leitgeb zitierte aus diesem Blogeintrag)
Und der Verdacht hat sich erhärtet: In der Zeit seinem Amtsantritt Ende 2011 bis zum Antritt von Leitgeb im März 2012, passierte beim Verband nichts. Trimmel konnte sich als Davis-Cup-Kapitän profilieren, und mit dem Sieg Österreichs über unmotivierte Russen (die inzwischen schon in die Zweitklassigkeit abgerutscht sind), konnte Trimmel vom Wesentlichen ablenken: Keine Konzepte wurden präsentiert, keine Meisterschaften besucht, für das heimische Tennis wurde nichts getan. Stattdessen engagierte der ÖTV die Agentur Trii (die unter anderem von Rene Enzinger, dem Sohn des Davis-Cup-Bespanners Erwin Enzinger betrieben wird), um den Verband besser im Social-Media-Bereich darzustellen. Das gelang auch. Nur trägt Trimmel nichts dazu bei. Er spielt ein paar Bälle und hält das elastische Band, das Tamira Paszek in dem relativ sinnfreien Video vor ihrer Olympia-Teilnahme zeigt, sonst sieht man ihn selten. Weder beim Training in der Südstadt, noch bei nationalen Meisterschaften, oder wichtigen Liga-Partien. Stattdessen besucht Trimmel die Grand-Slam-Turniere, sowie die Olympischen Spiele auf Steuerzahlerkosten, wo er länger gastiert als die heimischen Top-Stars.

Als Leitgeb dann sein Amt antrat, gab man als wichtigstes Ziel aus, die Trainer überprüfen zu wollen. Am 13. Oktober findet die erste offizielle Fortbildung für Trainer statt. Seit Mitte September sollte auf der Website des ÖTV zu lesen sein, wie es sich genau mit den künftigen Gold-, Silber- und Bronze-Lizenzen verhalten wird. Freilich findet man dazu noch nichts auf der Seite, die jetzt zwar in neuem Look, aber mit unverändert schlechter Menüführung und Befüllung auffällt.

Eine Bilanz nach gut einem Jahr mit Clemens Trimmel und einem halben Jahr mit Ronnie Leitgeb fiele vernichtend aus, daher verzichte ich an dieser Stelle darauf. Auch das APA-Interview mit Ronnie Leitgeb ist nichtssagend. Fakt ist, dass außer einem optischen Aufputz des Verbandes noch nichts passiert ist.

Sollten Sie an einem persönlichen Gespräch interessiert sein, stehen wir Ihnen natürlich mit Informationen zur Verfügung. Mit sportlichen Grüßen,
Ronnie Leitgeb MAS


Dem Präsidenten schrieb ich darauf:

Guten Tag, Herr Leitgeb!
Danke für Ihr Mail. Zunächst freut es mich, dass ich Sie zu den Lesern meines Blogs zählen darf. Augenscheinlich war die Aufmerksamkeit dafür ausreichend.

Ihre Frage, was mich zu meinen Einträgen bewegt, beantworte ich gerne: Ich bin ein großer Tennisfanatiker. Und ich bin der Ansicht, dass Missstände aufgezeigt werden sollten. Würden Sie meinen, dass die Zeilen, die Sie zitiert haben, nicht der Wahrheit entsprechen? Fakt ist, dass Clemens Trimmel keinen Österreichischen Jugendmeisterschaften beigewohnt hat. Fakt ist, dass seine "Einarbeitungsphase" länger gedauert hat, als das in jeder anderen Position, die mir einfällt, dauern darf. Fakt ist, dass er stattdessen Urlaub bei den Großveranstaltungen auf Steuerzahlerkosten gemacht hat. Und auch allen anderen Punkten können Sie aus einem einigermaßen objektiven Betrachtungswinkel nicht widersprechen.

Generell lege ich meine subjektive Position dar. Für mich – und wahrscheinlich zahlreiche andere Menschen – ergibt sich aufgrund der verfügbaren Informationen das von mir gezeichnete Bild. Das die betroffenen Personen dabei nicht gut wegkommen, liegt nicht an mir. Ich gebe den Kritisierten gerne die Möglichkeit, Stellung zu nehmen. Freilich steht es ihnen frei, diese Möglichkeit auszulassen. Weiters gebe ich Verbesserungsvorschläge ab, schicke diese auch an Entscheidungsträger und trage so meinen Teil zur Weiterentwicklung des Tennissports in Österreich bei.

Sie meinen: "Menschen die nur mit geschlossenem Visier aus dem verborgenen Schießen sollten eigentlich gar keine Aufmerksamkeit bekommen." Ich bin froh, dass in den Ländern der Afrikanischen Revolution, sehr wohl aus der Anonymität heraus Kritik geübt wurde. Wenn diese Menschen keine Aufmerksamkeit bekommen hätten, hätte nie eine Änderung stattgefunden. Und ebenso fürchte ich, dass ohne Kritik – von wem auch immer – keine Veränderung zum Positiven passieren kann. Es ist nicht von Belang, wer sich hinter einem Pseudonym verbirgt, sofern die Kritik berechtigt ist, meine ich. Der große Vorteil: In der Anonymität ist man gefeit vor Einflussnahmen.

Ich weiß nicht, warum Sie Informationen vorenthalten, die doch kein Geheimnis sein dürfen. Und wenn die Frage nach dem aktuellen Trainerstab und den Spielerinnen und Spielern des Verbandes, die von Steuergeldern finanziert werden – die ich also mit bezahle – eine für Sie so unangenehme ist, dann werden Sie wohl nachvollziehen können, dass ich von Ungereimtheiten ausgehe. Ob Horst Texter oder Hans Tauber danach fragen, ist vollkommen belanglos. Wieso werden diese Informationen geheim gehalten, wenn gleichzeitig eine TrainerInnen-Datenbank veröffentlicht wird? Das schafft einfach Raum für Spekulationen. Wenn Sie diesen Spekulationen nicht den Wind aus den Segeln nehmen wollen, fände ich das sehr schade.

Ich lade Sie und Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein, mich jederzeit per Mail zu kontaktieren, bitte nochmals um die Beantwortung meiner Fragen und verbleibe mit freundlichen Grüßen,

Horst Texter


Was hat der Verband zu verbergen?
Auf eine Antwort warte ich seither vergebens. Irgendwas läuft ganz offensichtlich verkehrt beim ÖTV! Wie kann es angehen, dass ein von öffentlicher Hand geförderter Verband seinen zahlenden Mitgliedern vorenthält, welche SpielerInnen und TrainerInnen finanziert werden? Es müsste doch eine Selbstverständlichkeit sein, dass der Verband seinen Kader auf seiner Website präsentiert. Offenbar wird in Trimmel-Manier gepfuscht und auch vertuscht. Die Reaktion lässt für mich keinen anderen Schluss zu. Der Verband hat offenbar etwas zu verheimlichen.

Offene Fragen
Wer sind die Trainer beim ÖTV? Wer sind die Kaderspieler? Warum wird das geheim gehalten? Wen all das auch interessiert, möge den Verband unter info@oetv.at , ronnie.leitgeb@oetv.at oder clemens.trimmel@oetv.at kontaktieren und den Mailverkehr unter diesem Eintrag veröffentlichen!

Ich bin Unbreakbar

     

6 Kommentare:

  1. ich gebe dem Schreiber in manchen inhaltlichen Punkten Recht. Und nochmehr gebe ich Ronnie Leitgeb Recht, der sich mit Anonymen nicht auseinandersetzt. Markus Pöllhuber

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  2. Sehr geehrter Herr Texter!

    Ich schätze Ihren Blog - er ist nach dem Ende von happy tennis I (Als Lance Lumsden Herausgeber war) und tennisweb I (als Stefan Wagner Herausgeber war) der einzige fundiert-kritische Beitrag zu Österreichs Tennis. In inhaltlichen Belangen gebe ich Ihnen weitgehend Recht. Das Problem ist - wie mein Vorredner schon richtig anmerkt - dass eine Auseinandersetzung mit Anonymen weder auf Augenhöhe stattfindet noch inhaltlich notwendig ist. Als Anonymer ist man nämlich nicht nur gefeit vor Einflussnahmen - wie Sie als Argumentation anführen - sondern vor allem nicht gewillt mit seinem Namen die Verantwortung für seine Meinung zu übernehmen. Und wir leben nun mal nicht in einer afrikanischen Diktatur, wo ein solches Vorgehen notwendig wäre.
    Zu meinem großen Bedauern (da es wirklich einiges aufzuklären gäbe) hat Ronnie Leitgeb logisch und im gesellschaftlichen Kontext allgemein verständlich reagiert - eine Auseinandersetzung mit inhaltlichen Punkten ist im Umgang mit einem anonymen Schreiber nicht erforderlich.

    MfG Arno Dupal

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  3. Lieber Herr Pöllhuber, lieber Herr Dupal!
    Danke für die Kommentare. Der Punkt ist nicht, ob man mit mir kommunizieren will oder nicht. Ich kann nicht nachvollziehen wieso der Verband diese Informationen nicht sowieso preisgibt. Das identifiziere ich als das Hauptproblem. Und wenn mir schon nicht geantwortet wird – wendet euch doch bitte an obige Kontaktadressen und fragt einmal nach wieso der Verband sich so verhält.

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  4. Früher hat man die Kaderspieler auf der Verbandshomepage vorgestellt: http://www.oetv.at/1132,5826,,2.html
    Jetzt findet man nur noch den U12-Kader http://www.oetv.at/1399,,,2.html
    Schon merkwürdig.

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  5. Argument stattgegeben. Die Informationspolitik des Verbandes ist aus langer Tradition etwas - hm - nachlässig, schwer zu durchschauen und im Ergebnis unvollständig. Eine Auseinandersetzung mit happy tennis war für den Verband halt (zähneknirschend) erforderlich. Was mache ich als Privatperson, sollte ich die Informationen bekommen? In ein Sackl reden? Ihnen für einen Blog zur Verfügung stellen, der ausschließlich von Insidern gelesen wird? Ich befürchte, es ist den Aufwand nicht wert.

    MfG AD

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  6. Irgendwas ist da im Busch, das ist klar.

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